WHISKY, HAGGIS, SEAFOOD – EIN TASTE-BUDDY IN SCHOTTLAND
Der vierte Tag auf Islay empfing uns mit einem Wetterumschwung. Sturm und Regen peitschten über die Insel, und die Sonne hatte sich hinter dichten Wolken versteckt. Es war, als wollte uns Islay auch seine andere Seite nicht vorenthalten. Irgendwie auch passend, diese wilde Stimmung – passend zu der Insel, zu ihren zerklüfteten Küsten und zum kräftigen Charakter ihres Whiskys.
Port Ellen:
Trotz des stürmischen Wetters ließen wir uns nicht entmutigen und machten uns auf den Weg zu einem besonderen Ereignis: dem Besuch der neu errichteten Port Ellen Destillerie. Diese geschichtsträchtige Brennerei, die vor vielen Jahren stillgelegt worden war, wurde wieder zum Leben erweckt. Die Architektur ist sehr modern und fast schon „klinisch“ rein, vergleichbar mit einem Labor. Cleane Linien und helle Flächen prägen das Bild. Ein krasser Kontrast zu den traditionellen Brennereien, die wir bisher besucht hatten. Geschmackssache, ob einem das gefällt – ich persönlich bevorzuge da eher den klassischen Stil einer Brennerei.
Ardbeg:
Nach dem Besuch der futuristischen Port Ellen Destillerie ging es mit dem öffentlichen Bus weiter zu Ardbeg. Die Destillerie liegt eingebettet in die wilde Landschaft, direkt an der Küste. Der Kontrast zur sterilen Atmosphäre von Port Ellen könnte größer nicht sein. In Ardbeg spürt man die lange gelebte Tradition und Liebe zum Detail.
Angekommen wurden wir herzlich im liebevoll eingerichteten Destillery-Store empfangen. Und mit einem 25-jährigen Ardbeg startete es sich auch sehr schön in den Tag. Er passte perfekt zu der stimmungsvollen Atmosphäre an diesem stürmischen Tag.
Nach unserem herzlichen Empfang ging es weiter zum Stillhouse und Warehouse 3 Tasting. Das Stillhouse war ein imposanter Raum mit den großen kupfernen Brennblasen, die im Zentrum standen. Durch eine große Fensterfront bot sich uns ein atemberaubender Blick auf das stürmische Meer – ein faszinierendes Zusammenspiel von Naturgewalt und handwerklicher Tradition. Im Warehouse 3 erstreckten sich unendlich viele Regale mit Fässern in die Höhe, und ein intensiver Duft von Holz und Whisky lag in der Luft. Dort erwarteten uns vier Einzelfässer, die speziell für die Herstellung des Ardbeg An Oa ausgewählt wurden. Wir verköstigten Whisky aus ehemaligen Bourbonfässern, Sherryfässern und neuen Eichenfässern. Die Aromen waren intensiv und komplex, rauchig und torfig ergänzt mit Frucht
und Würze.
Nachdem wir die vier Whiskys in den Fässern probiert hatten konnten wir noch den für den An Oa verschnittenen Whisky fassstark direkt aus dem Marrying Cask probieren, bevor wir im Destillery-Shop den normalen An Oa probieren durften. Ein sehr prägendes Erlebnis, das uns die verschiedenen Facetten des Blendings aufzeigte.
Lagavulin:
Anschließend ging es zu Fuß wieder nach Lagavulin. In Lagavulin angekommen, stand ein ganz besonderes Erlebnis auf dem Programm: die „Lagavulin Distillery Exclusive Experience“. Bei dieser Tour erhielten wir einen faszinierenden Einblick in Lagavulins Whisky. Vorbei an Maischbottich und den Gärbottichen kamen wir im Herzstück einer jeden Destillery an: das Stillhouse mit den imposanten kupfernen Brennblasen.
Nach dem interessanten Rundgang wurden wir in den Manager-Room geführt, einen gemütlichen Raum mit bequemen Ledersesseln und einem Kamin, der zum längeren Verweilen einlud. Dort erwarteten uns fünf außergewöhnliche Abfüllungen, die uns einen umfassenden Eindruck von der Vielfalt und Komplexität des Lagavulin Whiskys vermittelten.
Das absolute Highlight war jedoch das Abfüllen eines 200 ml Lagavulins aus einem von drei ausgewählten Fässern – ich habe mich für einen 9 Jahre alten Lagavulin, der in einem Bourbon-Barrel gereift war entschieden. Lagavulin mit den typischen Bourbon-Noten – Vanille, Karamell und ein Hauch von Eiche – für mich eine exzellente Kombination.
Danach zurück mit dem Bus nach Port Ellen und wie gewohnt ins Sea Salt Bistro, wo wir noch einmal leckere Meeresfrüchte, frischen Fisch und regionale Spezialitäten genießen durften. Ein würdiger Abschluss einer wunderbaren Reise voller neuer Eindrücke, faszinierender Geschichten und unvergesslicher Whisky-Momente.
Vier Tage lang durfte ich in die faszinierende Welt des Islay Whiskys eintauchen. Islay hat mich mit seiner rauen Schönheit, seiner Gastfreundschaft und seinen einzigartigen Whiskys in den Bann gezogen. Die Insel ist ein Paradies für Whisky-Liebhaber und ein Ort, an dem man die Seele baumeln lassen und den Alltag vergessen kann. Ich werde die Erinnerungen an diese Reise und die vielen besonderen Momente noch lange in mir tragen.
Epilog:
Ein besonderer Dank gilt Nils, der diese unvergessliche Reise organisiert und mich mit seiner Expertise und Leidenschaft für Islay Whisky begleitet hat. Auch Ryan, unserem zuverlässigen Taxifahrer, möchte ich herzlich danken. Er hat uns sicher und komfortabel über die Insel chauffiert. Danke an alle Einheimische und Touristen, die wir kennenlernen durften und die diese Reise mit ihrer Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Freundlichkeit bereichert haben. Und natürlich der Insel selbst – Islay, ich werde wiederkommen!