WHISKY, HAGGIS, SEAFOOD – EIN TASTE-BUDDY IN SCHOTTLAND
Tag 3: Torffeuer und Charakter – Ein Tag mit Laphroaig und Lagavulin
Der Himmel über Port Ellen erstrahlte in einem Pastellfarben-Mix aus Gelb, Rosa und Orange. Beeindruckend still lag der Hafen und die Stadt in der Morgenstimmung. Ein auflandiger Wind wehte mir die frische Seeluft entgegen und die Kühle ließ die Frische der Nacht erahnen.
Der Fußweg zur Laphroaig-Brennerei war geprägt von dem Kontrast des strahlenden Himmels, der wärmenden Sonne, der zerklüfteten Küstenlinie, kleinen Buchten und weiten Graslandschaften. Ein inspirierender Fußweg von ca. 40 Minuten, der alle meine Sinne weckte. Die Destillerie lag noch ruhig an der Bucht, da der Shop noch nicht geöffnet hatte. Wir waren mit die ersten vor Ort.
Bei der „Wood Exploration Experience-Tour“ gewannen wir spannende Einblicke in die Welt von Laphroaig. Ein Highlight war die Besichtigung der Darre (Kirn), wo die Gerste über dem Torffeuer ihren charakteristischen Rauchgeschmack erhält. Der Raum war dunkel und geheimnisvoll, Rauchschichten legten sich wie ein Schleier über die Holzbalken. Es war, als würde wir eine andere Welt betreten. Der intensive, kalte Rauchgeruch war sehr präsent und erinnerte mich an geräuchertes Fleisch, hatte aber gleichzeitig auch diese typischen medizinischen Jodaromen, die für Laphroaig so charakteristisch sind.
Bei dem anschließenden Warehouse-Tasting (No. 1) hat mich besonders der Whisky aus dem „Virgin French Oak“-Fass nachhaltig beeindruckt. Die Aromavielfalt dieses Whiskys – trotz seiner jungen Reife – war faszinierend. Die tiefe, sehr dunkle Bernsteinfarbe ließ mich zunächst an eine Reifung in Sherry-, Port- oder Rotweinfässern denken. Umso überraschter war ich, als ich erfuhr, dass er in einem neuen französischen Eichenfass lagert. Leider konnte ich davon kein Sample abfüllen, um diesen besonderen Geschmack mit nach Hause zu nehmen. Als Andenken an die Tour durfte jeder Teilnehmer einen 350ml Whisky aus dem Jahr 2016 mitnehmen. Im Ganzen war die Tour in Ordnung, wenn auch Whiskys mit 10 Jahren oder mehr Reife durchaus zu begeistern gewusst hätten.
Gestärkt und voller Vorfreude auf die nächste Destillerie machten wir uns zu Fuß auf den Weg nach Lagavulin. Der Fußmarsch dauerte etwa 30 Minuten, und zum Glück hielt das Wetter noch, obwohl für den Nachmittag Regen angesagt war. Vom Bootsanleger aus, bot sich uns ein imposanter Anblick: die altehrwürdige Destillerie, eingebettet in die Landschaft, direkt gelegen am Meer. Mit diesem Panorama vor Augen stimmten wir uns mental auf die bevorstehenden Touren ein: die „Warehouse Experience Tour“ und das „Sensory Tasting“.Ohne große Umwege ging es direkt ins Warehouse, ein riesiger, mit unzähligen Fässern gefüllter Raum, in dem ein intensiver Duft von Holz und Whisky hing. Unser Guide, ein junger, waschechter „Lagavulaner“ mit charmantem Humor, führte uns mit Fachwissen in die Geheimnisse des Fassmanagements ein und erklärte, wie die verschiedenen Hölzer den Geschmack des Whiskys beeinflussen. Der Whisky aus den insgesamt vier Fässern konnte sehr überzeugen. Als besonderes Highlight durften einige Freiwillige den Whisky mit einem Whisky Thief direkt aus den Fässern zapfen. Unser Guide wies uns mit einem Augenzwinkern auf die Tücken dieser Technik hin, und es sorgte für allgemeine Erheiterung, wenn manch einer nur eine kleine Probe beim Ansaugen aus dem Fass bergen konnte.
Nach der „Warehouse Experience Tour“ freuten wir uns auf das zweite Tasting: das „Sensory Tasting“. Hier drehte sich alles um die Aromen und Gerüche, die den Charakter des Lagavulin Whiskys ausmachen. Wir erhielten fünf verschiedene Abfüllungen, die von den Standardabfüllungen (8 Jahre und 16 Jahre) bis hin zu Spezial-Abfüllungen reichten, und konnten diese mit ausgewählten Gewürzen, Aromen und Früchten kombinieren und unsere Sensorik schärfen. Getrocknete Feigen, grüner Tee mit Vanille, Meersalz – besonders interessant fand ich die Kombination von Lagavulin mit grünem Tee und Vanille. Auch die lockere, fast private Atmosphäre und das angenehme Gespräch mit unserem Guide, ließ das Tasting zu einer runden, gelungenen Veranstaltung werden. Anschließend statteten wir dem gut sortierten Whisky-Shop der Destillerie noch einen Besuch ab.
Mit unseren Einkäufen machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg nach Port Ellen. Nach einer kurzen Verschnaufpause in unserer Unterkunft zog es uns wieder ins Sea-Salt-Bistro, um den Tag bei einem genussvollen Abendessen ausklingen zu lassen. Haggis-Bällchen und gebratene Jakobsmuscheln als Vorspeise, cremiges Risotto mit zartem Lachs im Hauptgang und ein aromatischer Espresso als Absacker – was für ein fantastischer Tag!
…. to be continued – part 4 euer Andreas M.